Bericht von Stefan A. Volk
Bilder von IMSA, Michelin Racing USA,
Mercedes-AMG Customer Racing, Porsche,
Action Express Racing, Compass Racing, Mazda Motorsports,
Multimatic Motorsports, Team Hardpoint und Team Penske
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* VORWORT * |
Am
„Independence Day“ ist es endlich soweit und die IMSA WeatherTech
SportsCar Championship gibt ihren Restart.
Während die LMP2 noch abstinent bleibt, feiert der Rest des Feldes am
Freitag Abend nach gut 5-monatiger Pause ihr Comeback mit dem
160-minütigen Rennen #2.
Aufgrund der Einreisebestimmungen
bleibt in der GTD das kanadische PFAFF Porsche-Team zuhause während
viele europäische Piloten schon seit zwei Wochen sich nach Florida
begeben haben.
Neben PFAFF ist auch das bei den 24h siegreiche Lamborghini-Team von
Paul Miller Racing nicht mit dabei. Aufgrund der wirtschaftlichen
Bedingungen zieht man seine ‚Full-Season-Entry‘ zurück und entscheidet
‚race-by-race‘ ob man an den Start gehen wird.
Ebenfalls
auf der Starterliste vermisst man den #19 GEAR/Grasser Lamborghini. Laut
'Racer.com' habe Grasser während der 24-Stunden etliche
Vertragsverletzungen begangen haben. Weder Grasser noch Mark Ruggieri
(GEAR) waren aber zu einer Stellungnahme bereit. Die IMSA habe wohl noch
versucht zwischen den beiden Parteien zu vermitteln, doch die Fronten
sind zu verhärtet.
Auch Ian James „Heart of Racing“ Aston Martin fehlt an diesem Wochenende
– dafür gesellen sich Compass360 Racing mit ihrem McLaren, Gradient
Racing mit einem dritten Acura und IWSC-Newcomer Hardpoint mit einem
Audi R8 dazu.
Jener Audi R8 erwarb ursprünglich Rick Ware Racing, die nach ihrem
Desaster mit dem Riley LMP2 damit in der GTD-Klasse neu durchstarten
wollte.
Das
Team Hardpoint plante eigentlich erst nächstes Jahr mit dem Einstieg in
die IWSC. Der ‚Shutdown‘ verhalf dem Team dann aber das Programm früher
in Angriff nehmen zu können. Neben dem weiterlaufenden Einsatz in der
GT4-Klasse der Michelin Pilot Challenge will man versuchen mit dem GT3
an allen verbleibenden IWSC Rennen am Start sein.
Der „Corona-Shutdown“ verhalf auch dem Mazda Team zu einem nahtlosen
Übergang zwischen Joest Racing und Multimatic Motorsports in der DPi.
Eigentlich sollte Joest den Einsatz noch bis einschließlich den 12h von
Sebring durchführen und erst dann an Multimatic übergeben.
Multimatic hatte so genug Zeit das Team in North Carolina neu zu
formieren. Einige der Mitarbeiter hat man von Joest übernommen, während
andere noch aus Ford-Zeiten stammen.
Wie
beim „Cadillac Grand Prix of Sebring“ am 17.-18. Juli werden für das
Rennen in Daytona maximal 5.000 Zuschauer und Camper zugelassen.
Die IMSA hat ihren Corona-bedingt angepassten Kalender ein weiteres mal
ändern müssen, da die 6h von Watkins Glen und die 8h von Indianapolis
durch die Terminverschiebungen am gleichen Wochenende stattge-funden
hätten.
Man entspannt die Lage nun damit, dass die 71. Ausgabe des
Sportwagen-Klassikers im Bundesstaat New York nun um einen Monat auf den
‚Labor Day‘ vorverlegt wurde.
Auch Lime Rock wandert nun von Ende Oktober auf Mitte September vor,
während Laguna Seca dann vom September auf Anfang November verlegt
werden musste.
Auch
das „Petit Le Mans“ erfährt einen Terminwechsel um eine Woche nach
hinten.
Die Anreise der Teams sowie das spätere Ausladen verlief nach dem
COVID-19 Protokoll der IMSA etwas anders als üblich. Jedes Team-Mitglied
muss zunächst zum medizinischen Test bevor es ins Infield fahren darf.
Da bei den Teams nur eine reduzierte Anzahl an Teammitgliedern vor Ort
sein dürfen haben einige Hersteller wie zum Beispiel McLaren oder
Porsche ihr Equipment zuhause gelassen und kontrollieren die
Telemetrie-Daten aus der Ferne.
Bereits am Donnerstag musste Gabriel Chaves sehr kurz-fristig seine
Koffer packen, nachdem er von Action Express einen Anruf erhielt um
Felipe Nasr zu ersetzen. '
Vor
der Anreise zur Strecke fühlte der sich vorübergehend in Florida lebende
Brasilianer unwohl und wurde dann positiv auf den Corona-Virus getestet
und muss pausieren.
Der frühere IndyCar-Pilot Chaves gehört schon seit längerem zur
Action-Express Familie und saß zuletzt 2018 beim Rennen in Watkins Glen
und Road Atlanta auf dem Cadillac. |
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* TRAINING * |
Nach
der langen Zwangspause holt sich der amtierende DPi-Champion Juan-Pablo
Montoya (#6 Penske Acura) die erste Trainingsbestzeit an diesem
Wochenende. Mit einer Zeit von 1:35.960 liegt er gerade einmal 0.016
Sekunden vor Pipo Derani (#31 Whelen Engineering Cadillac).
Dahinter folgen Harry Tincknell (#55 Mazda), Ricky Taylor (#7 Penske
Acura) und Chris Miller (#85 JDC-Miller Cadillac).
Schnellster in den beiden GT-Klassen wurden Earl Bamber (#912 Porsche)
und Toni Vilander (#63 Scuderia Corsa Ferrari).
Der weiße #77 Mazda war mit Motorsporblemen der einzige Wagen der nicht
auf die Strecke ging.
Mit
wieder "gesundem" Auto holt sich dann Oliver Jarvis (#77 Mazda) dann am
Samstag Vormittag die Trainingsbestzeit an diesem Wochenende. Dahinter
folgen die beiden Penske Acura's von Helio Castroneves (#7) und Montoya
(#6), die den zweiten Mazda von Jonathan Bomarito (#55) ins Sandwish
nehmen. Die Top-5 komplettiert Ersatzfahrer Gabriel Chaves (#31 Whelen)
und führt somit die Cadillac-Armada an.
Nick Tandy (#911 Porsche) sichert seiner Marke erneut die
Trainingsbestzeit. Nur knapp dahinter folgen die beiden Corvette's vor
den beiden BMW.
Aaron Telitz (#14 AVS Lexus), der Platz für den Rest der Saison von
Parker Chase übernommen hatte beweist sich vor der Konkurrenz und holt
sich die Bestzeit an diesem Wochenende. |
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* QUALIFYING * |
Im
Qualifying überrascht Corey Fergus (#76 Compass McLaren) nicht nur die
ca. 5.000 Zuschauer und die Konkurrenz, sondern auch sich und sein Team
als er die Pole in der in de hart umkämpften GTD erobert. Ohne hier
jemals getestet oder Vergleichsdaten zu haben lief es bereits im
Training immer besser.
Hinter dem McLaren folgen die beiden Lexus von Aaron Telitz (#14) und
Frank Montecalvo (#12) auf Platz zwei und vier, der #96 Turner BMW auf
Startplatz drei sowie der #63 Scuderia Corsa Ferrari auf P5.
In der GTLM setzt Oliver Gavin (#4 Corvette) im erst dritten Rennen der
komplett neuen C8.R die Qualifikationsbestzeit auf den Asphalt des
Rovals. Auch sein Teamkollege Jordan Taylor (3) ist schnell unterwegs
und sichert sich Startplatz zwei vor BMW ( P3 + P5) und Porsche (P4 +
P6).
In
der DPi schaffen es die vier Cadillac wieder einmal nicht unter die
Top-4, die sich Acura und Mazda teilen.
Helio Castroneves (#7 Penske Acura) war am Ende der schnellste auf der
Strecke und sichert sich mit einer 1:34.390 die Pole vor den Multimatic
Mazda's von Oliver Jarvis (#77) und Jonathan Bomarito (#55). |
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* RENNEN * |
Wie
schon das ganze Wochenende zieht auch kurz vor dem Rennen ein
Regenschauer über die Strecke. Das Rennen wird daher als "Wet-Race"
ausgerufen und es bei der abtrocknenden Strecke den Teams überlassen ob
man mit den Regenreifen oder Slicks startet. Zu den Teams die mit
Trockenreifen ins Rennen gehen gehören die beiden Cadillac's von #31
Whelen und #10 Wayne Taylor.
Nach
der tollen Pole in der GTD schafft es Compass Racing nicht rechtzeitig
ihren McLaren in den Grid zu bekommen und muss daher aus der Box
nachstarten.
Nach über 5 Monaten Pause führen zwei brandneue 2021er Lexus LC 500
Coupe Pace-Cars das Feld auf den Kurs. Gerade aus der Box raus macht Rob
Ferriol (#30 Hardpoint Audi) schon einmal Ausgangs der international
Hairpin nach einem Dreher Begegung mit der Streckenbegrünung.
Nachdem
das Feld ihre erste von zwei Aufwärmrunden beenden werden die Fahrer von
überglücklichen Fans und ihren Teams jubelnd in Empfang genommen. Danach
beginnt aber der Ernst und eine Runde danach geht es endlich wieder los.
Während Polesitter Helio Castroneves (#7 Penske Acura) die Spitze
behaupten kann werden die beiden Mazda's schon von seinem Teamkollegen
Juan-Pablo Montoya (#6 Penske Acura) Eingangs von Turn 1 attackiert.
In Runde 2 zieht Montoya (#6) dann an Jonathan Bomarito (#55) vorbei.
Die beiden Slick-Teams (#10 & #31) kommen nicht richtig in Fahrt und
müssen sich sogar den Angriffen der GTLM's ergeben.
In
der GTLM fällt der Polesitter Oliver Gavin (#4 Corvette) am Start weit
zurück und liegt nach der ersten Runde sogar auf dem letzten Platz
seiner Klasse. Dafür fliegt Nick Tandy (#911) und sein
Porsche-Teamkollege Laurens Vanthoor (#912) am Start an allen vorbei.
Vanthoor verbremst sich dann aber am Eingang zum Oval und muss Jordan
Taylor in der zweiten #3 Corvette erst einmal wieder an sich vorbei
lassen. Am Eingang der Busstop hat Vanthoor dann aber die innere -
bessere - Linie und geht an der Vette wieder vorbei.
Dahinter drücken die beiden BMW's von Jesse Krohn (#24) und Bruno
Spengler (#25) und setzten Taylor mächtig unter Druck. Nachdem beide an
der Vette vorbei sind geben sich Korhn und Vanthoor einen tollen -
rundenlangen - battle um Platz zwei.
Vanthoor
tut sich aber an den nassen Stellen schwer und kommt immer wieder ins
Schlingern und muss sich dann auch dem zweiten BMW ergeben.
Nach nicht einmal 10 Minuten geht Montoya (#6) als erstes an die Box um
Slicks aufzuziehen. Die Ideallinie ist mittlerweile fast vollständig
abgetrocknet. Kurz darauf kommt auch der führende Castroneves (#7) für
Slicks an die Box. Die Mazda's übernehmen nur kurz die Führung, denn
auch sie kommen in den darauf folgenden Runden zum Stopp hinein.
In der GTD haben sich zwischenzeitlich die beiden Lexus an der
Tabellenspitze festgesetzt. Hinter Telitz (#14) und Montecalvo (#12)
folgen Rob Foley (#96 Turner BMW), John Potter (#44 Lamborgini) und die
beiden MSR-Acura von Goikhberg (#57) und McMurry (#86).
Auf
der immer weiter abtrocknenden Piste bekommen die Corvette-Piloten ihre
Reifen endlich auf Temperatur und kämpfen sich wieder an den
Kontrahenten vorbei. Einzig Bruno Spengler (#25 BMW) liegt aktuell noch
vor den Corvettes.
An der Spitze der DPi liegt nach den Pitstopps der Acura und Mazda's
aktuell Gaststarter Gabriel Chaves (#31 Whelen Engineering Cadillac) in
Führung. Chaves wird auch beim nächsten Rennen in Sebring den Platz vom
COVID-19 erkrankten Felipe Nasr übernehmen müssen.
Kurz vor der 2-Stunden-Marke kommt dann aber auch die beiden auf Slicks
gestarteten und in Führugn liegenden Cadillac's #31 und #10 zum
Routine-Stopp an die Box.
Hinter
dem wieder in Führung liegenden Castroneves (#6 Penske Acura) geben sich
die beiden Mazda's auf P2 & P3 ihr eigenes Rennen und duellieren sich
auf Start/Ziel mit leichtem Lackaustausch. Die beiden schließen schnell
auf Castroneves auf. Bomarito (#55) kann sich in der Anfahrt zur
Busstopp auch kurz neben den Acura setzen, muss diesen aber vorerst
zeiehn lassen.
Castroneves wird dann, bevor er weiter duelliert wird, zum nächsten
Stopp an die Box gerufen. Bomarito folgt ihm eine Runde später. Und auch
Jarvis (#77) legt eine weitere Runde danach - fünf Minuten vor Ende der
ersten Stunde - seinen zweiten Stopp ein. Tristan Nunez übernimmt
dabei das Steuer des #77 Mazdas.
Durch die Stopps der Acura und Mazda's führt nach einer Stunde erneut
der #31 Whelen Cadillac vor dem #55 Mazda und dem #6 Penske Acura.
In
der GTLM hat wieder Porsche mit Nick Tandy (#911) die Nase vorne,
während in der GTD wieder die beiden Lexus die Konkurrenz in Griff
haben.
Nachdem in Runde 43 Ricky Taylor mti dem #7 Penske Acura mit Fehlzündung
in die Busstopp fährt stottert plötzlich der Motor und geht dann als
Flammenwerfer und mit einer heftigen Rauchwolke an die Box. Für das Team
ist nach knapp der Hälfte dann der Tag frühzeitig beendet.
In Daytona bricht so langsam der Abend ein und die Sonne ist am
Firmament verschwunden. Bislang verlief das Rennen noch ohne einer
Unterbrechung mit der gelben Flagge durch.
Eine Stunde vor Schluss ist die Nacht eingebrochen und an der Strecke
startet das Feuerwerk anläßlich des Nationalfeiertages.
An
der Spitze ihrer Klasse liegen Harry Tincknell (#55 Mazda), Tommy Milner
(#4 Corvette) und Jack Hawksworth (#14 AVS Lexus).
36 Minuten vor Ende geht Tincknell dann seinen letzten Stopp an. Für das
"neue" Mazda-Team läuft der Einstand heute perfekt, denn auch sein
Teamkollege Oliver Jarvis (#77) liegt vor dem Rest der Konkurrenz.
In der DPi und der GTD tut sich bis zum fallen der karrierten Flagge
nicht mehr viel. Einzig in der GTLM gibt es in der Endphase noch einige
Verschiebungen. Antonio Garcia (#3 Corvette) übernimmt die Führung in
Runde 71 während das Schwesterauto immer weiter zurück gereicht wird.
Am Ende sind die "IMSA WeatherTech 240" ein sauberes Rennen gewesen ohne
wirkliche Zwischenfälle - getreu dem aktuellen Motto "keeping your
distance".
Dem
entsprechend findet dann im Anschluss des Rennens noch die Siegesfeier
statt, bei der Corvette ihren 100. Sieg zelebriert. Den Sieg holt man
ausgerechnet mit der traditionell in Gelb lackierten #3 mit der in der
Vergangenheit schon Chevy-Ikone Dale Earnhardt unterwegs war. Nach dem
Debüt der C8.R vor fünf Monaten ist dies sogleich der erste Sieg für dei
Mittelmotor-Vette.
Lexus war in der GT-Daytona diesmal Dominant unterwegs. Keiner konnte
den beiden RC F GT3 Paroli bieten. Ausgerechnet Aaron Telitz, der vor
kurzem den Sitz von Parker Chase übernommen hat trug einen großen Teil
des Erfolges in der feuchten Startphase bei.
Für Multimatic Mazda ist der heutige Erfolg ein Traumstart. Auch wenn
man nicht die Pole geschafft hatte hat man aus der Erfahrung mit Joest
Racing viel gelernt.
Noch
vor wenigen Monaten war man damit beschäftigt das neue Headquarter in
North Carolina zu beziehen. Neues Boxenequipment, neu Trucks und und
und... Alles musste erst sortiert und eingerichtet werden.
Mazda übernimmt mit dem Sieg hier vorerst die Führung in der
Meisterschaft. Aber nicht das erfolgreiche Team mit Jonathan Bomarito
und Harry Tincknell hält die Tabellenspitze, sondern die Teamkollegen
Oliver Jarvis und Tristan Nunez mit der Startnummer #77 liegen vorne.
Bomarito /Tincknell teilen sich Platz zwei mit den Punktegleichen Duo's
Briscoe / van der Zande (#10 Wayne Taylor Cadillac) und Barbosa /
Bourdais (#5 Mustang Sampling Cadillac).
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